
In der Welt des Personenschutzes stoße ich immer wieder auf Stellenausschreibungen, die auf eine sehr eingeschränkte Sichtweise der Anforderungen an diese verantwortungsvolle Aufgabe hindeuten. Formulierungen wie „Ex-Polizei“, „Ex-Militär“ oder gar eine „Mindestgröße“ scheinen bei vielen „Arbeitgebern“ als entscheidende Kriterien zu gelten. Doch hier lohnt es sich, die Frage zu stellen: Sind diese Voraussetzungen wirklich so aussagekräftig, wie sie scheinen?
Klar, ein Hintergrund in der Polizei oder beim Militär bringt wertvolle Erfahrungen mit – keine Frage. Menschen aus diesen Bereichen haben oft ein gutes Gefühl für Gefahrensituationen, Disziplin und den Umgang mit Stress. Aber Personenschutz ist keine Aufgabe, die sich allein durch die Vergangenheit in einer uniformierten Organisation meistern lässt.
Was macht einen guten Personenschützer aus?
Der Kern von Personenschutz ist die Fähigkeit, Risiken zu antizipieren und vorausschauend zu handeln – mit einem hohen Maß an Flexibilität, emotionaler Intelligenz und Feingefühl. Es geht um den Schutz von Menschen, nicht um das einfache Abarbeiten von militärischen oder polizeilichen Protokollen.
Ein Beispiel: Im Militär geht es oft darum, klare Befehle zu befolgen und in einem strukturierten Umfeld zu agieren. Im Personenschutz hingegen ist das Umfeld unberechenbar. Ein guter Personenschützer muss unauffällig bleiben, sich in verschiedensten sozialen Kreisen bewegen können und Konflikte möglichst vermeiden, bevor sie entstehen. Das sind keine Fähigkeiten, die man allein durch einen polizeilichen oder militärischen Hintergrund automatisch mitbringt – sie müssen aktiv erlernt und verfeinert werden.
Die Illusion der „idealen Erscheinung“
Ein weiteres Thema, das ich immer wieder sehe, ist der Fokus auf äußere Merkmale wie Größe oder Statur. Doch seien wir ehrlich: Eine Mindestgröße oder ein beeindruckender Körperbau mögen auf den ersten Blick einschüchternd wirken, aber sie garantieren noch lange keinen effektiven Schutz. Vielmehr können solche Kriterien die eigentliche Essenz eines guten Personenschützers verfehlen: die Fähigkeit, sich an die jeweilige Situation und den Schutzbedarf der Klientin oder des Klienten anzupassen.
Warum der Blick über den Tellerrand nötig ist
Der Personenschutz erfordert ein breites Spektrum an Fähigkeiten, die weit über die im Militär oder bei der Polizei vermittelten Kompetenzen hinausgehen. Dazu gehören:
- Psychologische Sensibilität: Die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen und potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen.
- Kommunikationsfähigkeit: Nicht nur in Stresssituationen, sondern auch im Umgang mit Klientinnen oder deren Umfeld.
- Kulturelles Verständnis: Gerade im internationalen Kontext ist es essenziell, kulturelle Unterschiede zu verstehen und sich anzupassen.
- Flexibilität und Diskretion: Der Schutz von Personen bedeutet nicht nur, physisch präsent zu sein, sondern auch unauffällig und integrativ zu agieren.
Ein Plädoyer für mehr Offenheit
Es ist an der Zeit, den Personenschutz neu zu denken und weniger starr auf stereotype Anforderungen zu schauen. Natürlich können Erfahrungen aus der Polizei oder dem Militär eine gute Grundlage sein, aber sie sind kein Ersatz für die gezielte Ausbildung und Weiterentwicklung der Fähigkeiten, die diese Arbeit wirklich ausmachen.
Statt auf einen bestimmten Hintergrund oder eine „ideale Erscheinung“ zu setzen, sollten wir uns fragen: Bringt die Person die Eigenschaften und die Bereitschaft mit, sich in diesem Beruf ständig weiterzuentwickeln? Denn eines ist sicher: Personenschutz ist ein Beruf, den man lernt, indem man Erfahrungen macht – im echten Leben, nicht nur in der Vergangenheit.
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